Auf Spuren von Text- und Tondichtern vieler Epochen

(kam) Was bliebe von Weihnachten übrig ohne die ursprüngliche Bedeutung dieses Festes?: Vorfestliche Hektik, das Suchen nach passenden Geschenken und die Angst, dass das Weihnachtsgeschäft nicht die von der Wirtschaft erhoffte Gewinnspanne erreichen könnte. Den wahren Sinn von Weihnachten erkennen wir am deutlichsten an dem, was Text- und Tondichter aller Epochen in ergreifender Weise geschaffen und uns damit geholfen haben, die wirkliche Bedeutung dieses größten aller Feste zu verstehen.
Unter diesem Aspekt luden Kantorei und Posaunenchor der Peterskirche zu ihrem Weihnachtskonzert ein, das schon lange zu einer festen Tradition geworden ist und dessen zunehmende Beliebtheit an seinem guten Besuch deutlich wird.
Vielseitigkeit und Abwechslungsreichtum zeichneten auch diesmal das Programm aus; nicht allein in der Auswahl der musizierenden Werke durch die verschiedenen Epochen hindurch; auch der Wechsel von vokalen und instrumentalen Werken.
Die erstmalige Mitwirkung des Bläsernachwuchses, die Einbeziehung der Zuhörergemeinde beim Mitsingen der Advents- und Weihnachtslieder, wechselweise begleitet von Orgel und Bläserchor und nicht zuletzt die inhaltlich passenden, das Programm auflockernden Lesungen sorgten für einen durchwegs interessanten Ablauf. Volkstümlich, frei von Sentimentalität, wurde jedem Geschmack gerecht musiziert.
Der das Programm eröffnende Siegesmarsch aus Handels Oratorium "Judas Makkabäus" könnte, mit seiner vom Posaunenchor unter Leitung von Simon Langenbach festlich vorgetragenen Thematik manchen Hörer auf die Idee bringen, eine Parallele zum Jubel des Volkes Israel beim Einzug Jesu in Jerusalem zu sehen. Motettische Sätze der Romantiker Max Reger, Johannes Brahms und Edvard Grieg schlossen sich an, wobei die Kantorei unter der Leitung von Anne-Christine Langenbach das "Ave maris stella" von Grieg mit ihrem nordisch-herben Klanggefüge besonders beeindruckend gestaltete. Der Übergang von der Renaissance zur frühen Barockzeit folgte mit der vom Chor klar und transparent gebotenen Motette "Ver-bum caro faktum est" des süddeutschen Komponisten Hans Leo Häßler sowie zwei interessanten Bläsersätzen des gesungenen Gemeindeliedes "Wie soll ich dich empfangen?"
Von den Werken der Adventszeit in den weihnachtlichen Programmteil führte die immer wieder gern gehörte Kantate "Willkommen, süßer Bräutigam" des norddeutschen Barockmeisters Vincent Lübeck, bei der Andrea Forschner und Anne-Christine Langenbach ihre weichen, strahlenden Sopranstimmen erklingen ließen, begleitet von einer Instrumentalgruppe mit Simon Langenbach am Orgelpositiv. Nach einer tänzerisch-beschwingten, von Chor und Instrumenten musizierten Pastorella des weniger bekannten Komponisten Jiri Ignaz Linek erklang das wegen seiner Beliebtheit schon traditionell fast zu jedem Weihnachtsprogramm gehörende Lied "In einer Höhle zu Bethlehem" im Zusammenwirken von Chor, Orgel und Gemeinde.

Im weiteren Verlauf wechselten weihnachtliche Chorsätze mit Bläserstücken, wobei sich in erfreulicher Weise auch der Bläsernachwuchs präsentierte. Hierbei traten besonders die melodisch äußerst einfallsreichen Werke des Schweinfurter Komponisten Gustav Gunsenheimer hervor, der in diesem Jahr sein 70. Lebensjahr vollendete.

Sind die Veranstalter selbst durch diesen enorm zahlreichen Besuch in der Peterskirche überrascht worden? Leider zeigte sich etwas Verunsicherung über den Programmablauf, da die Programme für die Besucher, besonders auf den Emporen, bei weitem nicht ausreichten. Dennoch besteht aller Grund, den Ausführenden für diesen beeindruckend gelungenen Abend Dank und Anerkennung zu sagen. Er hat wieder einmal gezeigt, dass kein Fest des Jahres einen solch reichen Schatz an guter Musik hervorgebracht hat wie Weihnachten. Deshalb konnte es als Einstimmung in das bevorstehende Fest keinen passenderen Abschluss geben als das aus vollem Herzen erklingende Lied: "O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit!"

Quelle: WNOZ vom 21.12.2004